Nuragus di Cagliari D.O.C. 2021

Nuragus, das Mauerblümchen unter Sardiniens weißen Rebsorten. Kaum ein Weingut hat sich dieser Rebsorte ernsthaft angenommen, alle setzten und setzen bei den Weißweinen auf Vermentino. Insofern verständlich, als Vermentino auf Sardinien zu Hochform auflaufen kann. Doch warum Nuragus dabei vergessen? Diese Rebsorte mit unbekannter Herkunft, die im Namen bereits andeutet, dass sie so sardisch ist wie keine zweite der Mittelmeerinsel... gab es sie womöglich schon zu Zeiten der frühgeschichtlichen Bonnanaro-Kultur (2200-1600 v.Chr.), deren »Nuraghen« genannte Steintürme bis heute Rätsel aufgeben? Oder waren es die Phönizier, welche die Sorte auf die Insel brachten?

So spannend die immer noch im Dunklen liegende Geschichte von Nuragus auch sein mag, umso enttäuschender das, was im heutigen Sardinien oft aus ihr gemacht wird. Einfacher, neutraler, im besten Fall »netter« Weißwein. Doch es geht auch anders, wie die Winzerin Antonella Corda zeigt. Der Startschuss dazu fiel 2010, als sie das elterliche Rebland im Norden von Cagliari übernimmt. Es ist ein Erbe ihres Großvaters Antonio Argiolas, dem legendären sardischen Weinpionier, Vater des großen Turriga. Ziel und Antrieb Antonella Cordas ist dabei von Anbeginn an, ihren Weinen einen ausgeprägt sardischen, genauer süd-sardischen Charakter zu geben, geprägt von der Eleganz und Finesse, welche ihnen die besonders kalkreichen Böden hier verleihen.

Wer Nuragus bisher kennen lernte, der wird sich jetzt neu sortieren müssen, hat er diesen enorm saftigen, sanften und doch mineralisch-würzigen Weißwein im Glas, mit Noten von frisch gemähtem Heu, gelben Äpfeln, Wiesenkräutern, Holunderblüten, Quitten und grünen Stachelbeeren. Im Geschmack seidig, saftig, frisch, mundfüllend und doch mit angenehm verspielter Leichtigkeit aufwartend, dabei überraschend vielschichtig, und mit einem so ansprechenden Ausklang, dass umgehend nachgeschenkt werden darf. Mauerblümchen, addio...